Das Zungenband-Institut Rhein-Main klärt auf: Aktives Wundmanagement
Was ist ein aktives Wundmanagement und warum ist es unerlässlich zur Frenotomie beim Baby?
Da das Zungenband bei Babys nur gelasert wird und die wundränder nicht vernäht werden, müssen spätestens alle 4 Stunden – auch nachts – Dehnübungen für 4 Wochen durchgeführt werden.
Diese wichtige Aufgabe geben wir Ihnen, liebe Eltern, mit nach Hause. Hier erklären wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie die Übungen sicher und wirkungsvoll bei Ihrem Baby durchführen können.

Was bewirkt die regelmäßige Dehnung?
Der Zweck der ganzen Übung
Ein aktives Wundmanagement ist unerlässlich, um die volle Genesung und Funktionalität des Zungenbändchens sicherzustellen und langfristige Probleme zu vermeiden.
Risiko Narbenbildung und Wundkontraktion
Nach der Durchtrennung des Zungenbändchens besteht das Risiko, dass sich die Wunde zusammenzieht und Narbengewebe bildet. Dies kann die Beweglichkeit der Zunge beeinträchtigen und langfristige Probleme verursachen.
Dehnübungen für gute langfristige Funktion
Durch regelmäßige Dehnungsübungen wird das umliegende Gewebe gedehnt und die Bildung von Narbengewebe minimiert.
Dies fördert eine bessere Heilung und reduziert das Risiko von Funktionsbeeinträchtigungen.
Förderung der Zungenbandbeweglichkeit
Dehnungsübungen helfen, die Beweglichkeit der Zunge zu verbessern. So kann das Baby nach der Frenotomie effektiv saugen, schlucken, sprechen. Ohne Dehnung könnten sich Wundränder verfestigen und die Beweglichkeit dauerhaft einschränken.
Vorbeugung gegen erneute Verklebung
In einigen Fällen kann es nach der Frenotomie dazu kommen, dass die Wundränder erneut zusammenwachsen oder verkleben.
Durch regelmäßige Dehnungsübungen wird dies verhindert und die Durchlässigkeit der Wunde erhalten.
Optimierung der Ergebnisse der Frenotomie
Ein aktives Wundmanagement trägt dazu bei, dass die Ergebnisse der Frenotomie langfristig optimal sind.
Dies umfasst nicht nur die Heilung der äußeren Wunde, sondern auch die Gewährleistung einer guten inneren Heilung und Funktion.
Verhinderung postoperativer Komplikationen
Eine vernachlässigte Wundpflege kann zu Infektionen oder anderen postoperativen Komplikationen führen.
Regelmäßige Dehnungsübungen halten die Wunde sauber und fördern eine gesunde Heilung.

Liebe Eltern, wir verstehen, das ist nicht einfach.
Wir wissen, wie viel Überwindung es Sie kostet, das aktive Wundemanagement zu machen.
Es ist jedoch für den Erfolg sehr wichtig, ausreichend und nicht zu zaghaft zu dehnen, damit die Wunde nicht verkürzt zusammenwächst und es zu einem Reattachement, einem erneuten Zusammenwachsen des Bandes kommt.
Durchführung des aktiven Wundmanagements
Faustregel: 4-4-4
Die Faustregel 4-4-4 heißt: Alle 4 Stunden, 4 Wochen lang, 4 Sekunden die Dehnung halten. Auch in der Nacht.
01
Handschuhe nicht benötigt
Sauber gewaschene Hände mit kurzen sauberen Fingernägeln reichen aus. Falls Sie Handschuhe benutzen möchten, sollten diese puder- und latexfrei sein. Wenn Sie ihre Hände vor der Übung desinfizieren möchten, tun Sie dies vor dem Waschen, um keine Rückstände an Ihren Fingern zu haben.
02
Vor oder nach dem Stillen
Sie können die Dehnübung entweder vor dem Stillen durchführen oder danach bzw. unabhängig davon. Es hängt einzig davon ab, was für ihr Baby am besten funktioniert. Probieren Sie es aus und finden Sie für sich und Ihr Baby den besten Modus des Wundmanagements.
03
So entspannt wie möglich
Bitte versuchen Sie, das Dehnen so entspannt wie möglich für ihr Baby zu machen. Machen sie nichts hektisch oder überstürzt, stattdessen mit Lächeln und Augenzwinkern. Wenn es nicht direkt klappen sollte, gehen Sie aus dem Mund heraus und versuchen sie es wieder spielerisch.
04
So gelangen Sie an die Zunge
Legen Sie Ihr Baby auf dem Wickeltisch mit dem Kopf zu Ihnen. Tasten Sie die Mundwinkel sachte an und legen die Zeigefinger zwischen Ober- und Unterkieferkamm. Bewegen Sie sie leicht, um die Zunge zu stimulieren. Das Baby hebt die Zunge oder streckt sie kurz aus. Jetzt gelangen Sie darunter.

Zwei Varianten des aktiven Wundmanagements
Wie in der Praxis gezeigt
Für das Dehnen wählen Sie eine der beiden Varianten, die wir Ihnen in der Praxis gezeigt haben.
Variante 1
01
Daumen der linken Hand liegt auf dem zahnlosen Unterkiefer. Achten Sie darauf, dass die Unterlippe nicht eingeklemmt ist, weil es ansonsten wehtut.
02
Der Zeigefinger der rechten Hand geht unter die Zunge, vom Mundwinkel aus möglichst parallel zum Gesicht um die Zunge flächig zu erfassen und nicht punktuell diagonal nach rechts oder links zu schieben.
03
Wenn Sie die Zunge gut erfasst haben drücken Sie den Unterkiefer nach unten und zeitgleich die Zunge in einer Viertelkreisbewegung nach hinten.
Variante 2
01
Stabilisieren Sie mit den Daumen an den Schläfen das Köpfchen ihres Babys
02
Beide Zeigefinger gehen wie bei der ersten Variante an die Mundwinkel, zwischen den zahnlosen Ober- und Unterkiefer, sie kitzeln sachte die Zunge bis sie sich etwas hebt.
03
Nutzen sie diese Zeit, wenn die Zunge etwas angehoben ist, um beide Zeigefinger oberhalb der Raute zu platzieren. GANZ WICHTIG: Zeigefinger berühren sich, damit die Zunge samt spitze nach hinten gedrückt wird.
04
Die Mittelfinger drücken das Kinn nach unten, so dass der Mund sich nicht schließt und Sie drücken mit den Zeigefingern die Zunge in einer Viertelkreisbewegung nach hinten.